Die Bestattungskultur des Christentums

Darf ein Christ eine Feuerbestattung haben, was passiert nach dem Tod und wie sieht ein Grab aus?

Das Christentum hat viele Glaubensrichtungen: Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und viele Gemeinschaften, Kirchen und Gemeinden mit christlichen Konfessionen wie z. B. die Anglikanische Kirche. Über zwei Milliarden Menschen bekennen sich zum Christentum, die wenigsten leben in Asien und Afrika. Christen glauben an Jesus von Nazareth, Christus, den Gesalbten Gottes, an seinen Tod und die Auferstehung. In seinen Worten und Taten sehen Christen die Grundlage für das eigene Handeln.

Glaube, Tod und Auferstehung

„Katholisch“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „allumfassend, alles einschließend“. Die Botschaft Christi wendet sich an alle Menschen, unabhängig von Volk, Geschlecht oder Alter, und die Kirche hat die Aufgabe, überall auf der Welt die Botschaft zu verkünden, Anhänger zu finden und eine alles einschließende Gemeinschaft aufzubauen.
Für Christen ist der Tod das endgültige Ende, dazu gehörend zum Geschöpf des Menschen. Er ist der Eintritt in die Verhältnislosigkeit. Mit dem Tod kehrt jeder Mensch nach christlichem Glauben zu Gott zurück und erhält dort die ewige Heimat, kann daher auch nicht anonym werden – auch nicht, wenn er verschollen ist oder anonym bestattet wird. In der katholischen Kirche leben nur diejenigen im Jenseits weiter, die an Jesus glauben; die anderen sind zu Qualen in der Hölle verdammt. 

Die evangelische Kirche hat diese Vorstellung vom Fegefeuer, das zur Reinigung von Sündern vor dem Aufstieg in den Himmel dient, nicht und lehnt sie sogar ab. Das spiegelt sich zum Beispiel in den unterschiedlichen Gedenkfeiertagen Allerheiligen (Katholiken) und Totensonntag (Protestanten) wider.

Welche Bestattungsform wählt ein Christ?

Lange war die Erdbestattung die traditionelle Form der Bestattung, da der Körper für die Auferstehung aufbewahrt werden musste. Eine Verbrennung war schändlich und für Hexen oder Verbrecher angedacht. Es gibt keine Bestattungsform, die zwingend vorgeschrieben oder schriftlich festgehalten ist. Jedoch wird die Bestattungskultur als ein „Werk der Barmherzigkeit“ gesehen, und es ist Ziel, die Würde der Toten zu achten  und zu bewahren. Die Bestattung dient der Gemeinde als Begleitung der letzten Ruhe. Die evangelische Kirche akzeptierte die Einäscherung bereits in den 1920er Jahren. 1963 hat auch das Heilige Offizium der Kremierung stattgegeben. Somit sind eine Feuerbestattung und sich daraus ergebende Alternativen wie beispielsweise die Seebestattung oder Baumbestattung heute für Christen, die nicht streng katholisch oder orthodox sind, gestattet.
Dies geschah einzig aus praktischen und nicht aus religiösen Gründen. So entscheiden sich viele aufgrund des Preises für die Feuerbestattung; sie ist zudem hygienischer und platzsparender. Gerne suchen wir mit Ihnen nach günstigen Möglichkeiten auch bei einer Erdbestattung, damit Sie nicht einzig aus Kostengründen eine Feuerbestattung wählen müssen. Auch das verbindliche Regeln Ihrer Wünsche in einer Bestattungsvorsorge ist ratsam. Vereinbaren Sie einen Beratungstermin.

Bei den Katholiken wird ein Geistlicher gerufen, sobald ein Mensch im Sterben liegt. Der Sterbende wird gesegnet und gesalbt. Ein Tisch mit Kreuz, Kerzen und Weihwasser ist vorbereitet. Zur Reinigung und Befreiung der Seele wird die letzte Beichte abgenommen, der Sterbende von seinen Sünden befreit, der Priester spricht Texte aus der Heiligen Schrift und ein gemeinsames Vaterunser wird gebetet. Die Hände des Verstorbenen werden wie beim Gebet ineinandergefaltet. Wenn ein Christ stirbt, ist die ganze Gemeinde vom Tod betroffen. Die Bestattung wird von einem Geistlichen abgehalten, soll Halt für die Trauernden und Hoffnung für die Auferstehung geben und ist daher öffentlich. Mitglieder der Kirche und Gemeinden kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen und Regionen, die jeweils eigene Erwartungen und Ausprägungen haben. 

Geistliche versuchen beides zu vereinen: die Wünsche der Angehörigen bei der Gestaltung der Trauerfeier aber auch die traditionellen Texte und Musik. Das Requiem, „Ewige Ruhe“, die Totenmesse, ist die katholische Feier, der Trauergottesdienst mit Gesang für den Verstorbenen – am Tag der Bestattung und auch zum jährlichen Begräbnistag. Die Heilige Schrift hält Christen zur Nächstenliebe an. In diesem Sinne steht man Trauernden bei und gibt Kraft. Die Trauer muss nicht im Verborgenen stattfinden, und es darf geweint werden.

Für Protestanten ist die Bestattung das Verkünden des Evangeliums für die Lebenden, um ihnen die Hoffnung auf die Auferstehung Christi zu geben. Sie dient dem Beweinen und Betrauern der Liebe des Toten und der Zurückgebliebenen, soll an den eigenen Tod erinnern und zur Vorbereitung auf diesen auffordern. Es gibt keine Totenmesse, da sie eine Fürsorge für den Verstorbenen darstellt, sondern ein Abendmahl im Rahmen des Gottesdienstes, das an Jesus Christus erinnern soll.

Das Grab und der Friedhof

Konkrete Orte und Grabsteine helfen laut Glauben bei der Trauerarbeit, dienen der Erinnerung und haben heilende Bedeutung. Das ist auch ein Grund, warum anonyme Bestattungen abgelehnt werden. Eine Trennung der Lebenden und Toten wird durch das Beisetzen auf dem, auch räumlich sichtbar abgegrenzten, Friedhof erreicht. Sie hilft, sich von dem Verstorbenen auch innerlich zu lösen. Ein würdevoller Umgang mit den Überresten der Verstorbenen und das Loslassen können nicht erreicht werden, wenn z. B. eine Urne zu Hause in der Wohnung steht. Deshalb stehen die christlichen Kirchen vielen Lockerungen der Friedhofsregelungen skeptisch gegenüber. Das erneute Nutzen von Grabflächen ist dagegen bereits seit dem Mittelalter bekannt. Das unterscheidet die Christen deutlich vom Judentum und Islam, wo ewige Gräber vorgeschrieben sind. Christen stellen zur Erinnerung an den Verstorbenen Grabkreuze oder Grabsteine mit christlichen Symbolen auf dem Grab auf. Wichtig ist auch die Anbringung des Namens. Für Katholiken sind neben dem Grabkreuz auch die Leuchte und das Gefäß mit Weihwasser Zeichen des Gedenkens.

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